Werkstattwagen

In der Regel wurden die Werkstattwagen dunkelgrün lackiert, einige behielten ihren weiß-blauen Anstrich, was im folgenden Text jeweils erwähnt ist.

Die ersten Werkstattwagen wurden aus ehemaligen Akkuloks hergestellt und als Typ W1 bezeichnet. Der W2 war 1914 ohne große Änderungen aus einem früheren Schuckertwagen (ex Z-.31) entstanden. Die bis 1924 als Typ L bezeichneten W3-Wagen wurden 1922 aus zweiachsigen Unionwagen (ex Z1.22) umgebaut. Dazu wurden innen die Fenster ausgebaut und eine breite Schiebetüre in jede Seitenwand eingezogen.

Bahnhofswagen G1.8 Nr. 2977 (ex 685) im Museum Schönberger Strand am 26.06.1976
Bahnhofswagen G1.8 Nr. 2977 (ex 685) im Museum Schönberger Strand am 26.06.1976
Genauso entstanden 1928 sieben bzw. 1929 drei W4. Zehn zwischenzeitlich zu Beiwagen umgewandelte zweiachsige Unionwagen (ex Z1.22) mit alten Motoren und Fahrschaltern wurden dazu hergenommen.

Aus A2.2-Wagen baute man die W5. Hierzu wurden im Wageninnern die Fenster ausgebaut und in jede Seitenwand eine breite Schiebetüre eingesetzt. Ohne größere Veränderungen wurden 1940 gekaufte Zweiachser aus Köslin als W6 eingesetzt. Die Typen W7-11 waren frühere A.Triebwagen die ohne Umbau verwendet wurden. Nur der Wagen Nr. 66 (W9.2) ist hier eine Ausnahme. Er bekam 1954 hinten eine über das Dach ragende Fahrdrahtbeobachtungskanzel. Zum Teil behielten die Wagen den weiß-blauen Lack.

Bahnhofswagen M3.63 Nr. 2983 (ex 2370) in der Hauptwerkstätte, 15.06.1982
Bahnhofswagen M3.63 Nr. 2983 (ex 2370) in der Hauptwerkstätte, 15.06.1982
Werkstattwagen W12.8 2952 (ex 75II ) etwa 1972 in der Hauptwerkstätte, umgebaut aus dem E1.8-Triebwagen 587; © Foto: Dieter Kubisch
Werkstattwagen W12.8 2952 (ex 75II ) etwa 1972 in der Hauptwerkstätte, umgebaut aus dem E1.8-Triebwagen 587; © Foto: Dieter Kubisch
A3.1 Triebwagen Nr. 324 mit drei großen Seitenfenstern
A3.1 Triebwagen Nr. 324 wurde 1954 aus dem Liniendienst genommen und zum Werkstattwagen 73
Ebenfalls weiß-blau blieben die ehemaligen E1.8-Triebwagen W 12, die in der Hauptwerkstatt (HW) als Rangierwagen eingesetzt wurden. Der Wagen 75 erhielt 1963 vorne am Dach einen Scheinwerfer, um der Vorfeld des Fahrzeugs zu erhellen. Zudem wurde vorne eine Eisenbahnkupplung und – puffer eingebaut. Damit konnten Eisenbahnwaggons innerhalb der HW verschoben werden. Er löste den zuvor dafür genutzten Plattformwagen ohne Nummer ab. Dieser hatte ein Fahrgestell der Firma Brill, welches vermutlich von Arbeitsbeiwagen 902II
 stammte. An einer durchgehenden und leicht erhöhten Platte, waren beidseitig Eisenbahnkupplungen und -puffer sowie darunter je eine Straßenbahnkupplung montiert. Zum Rangieren wurde der Wagen zwischen Bahnwaggon und Trambahntriebwagen gestellt. Die Anbauten von Wagen 75 wurden 1974 an Rangierwagen G1.8 2973 angebracht.

Werkstattwagen W12.8 2952 (ex 75II ) etwa 1972 in der Hauptwerkstätte beim Schleppen eines Eisenbahnwagens; © Foto: Dieter Kubisch
Werkstattwagen W12.8 2952 (ex 75II ) etwa 1972 in der Hauptwerkstätte beim Schleppen eines Eisenbahnwagens; © Foto: Dieter Kubisch

Bahhofswagen und Rangiertriebwagen

Die Bahnhofswagen hatten unterschiedliche Aufgaben. Oft wurden sie zur Beförderung des Personals verwendet. So dienten z. B. die G1-Wagen 682-685 (ab 1970 2974-2977) ab 1964 zur An- und Abfahrt der Beschäftigten der Hauptwerkstatt. Häufig verrichteten sie auch Rangierdienst.

Die Rangiertriebwagen werden zum verschieben des Rollmaterials in den Betriebshöfen benutzt. Derzeit ist noch der M5.65-Wagen 2993 im Betriebshof Einsteinstraße im Einsatz.

Bahnhofswagen M5.65 Nr. 2992 (ex 2669) im Bhf. 2 an der Einsteinstraße am 27.10.2001; © Foto: Richard Feichtenschlager
Bahnhofswagen M5.65 Nr. 2992 (ex 2669) im Bhf. 2 an der Einsteinstraße am 27.10.2001
G1.8-Triebwagen 2961 (ex 667) im Betriebshof 2 an der Einsteinstraße; © Foto: Dieter Kubisch
G1.8-Triebwagen 2961 (ex 667) im Betriebshof 2 an der Einsteinstraße; © Foto: Dieter Kubisch
G1.8-Triebwagen 2973 (ex 680) in der Hauptwerkstätte; © Foto: Dieter Kubisch
G1.8-Triebwagen 2973 (ex 680) in der Hauptwerkstätte; © Foto: Dieter Kubisch
G1.8 Nr. 2973, Hauptwerkstätte (15.06.1982)
G1.8 Nr. 2973, nun wie alle Arbeitswagen orange lackiert, in der Hauptwerkstätte (15.06.1982)
P1.65-Gelenktriebwagen (ex 101) Nr. 2901 wurde ab 1973 als Personalwagen verwendet. Hier verlässt er gerade die Ausfahrt der Hauptwerkstätte an der Ständlerstraße; © Foto: Dieter Kubisch
P1.65-Gelenktriebwagen (ex 101) Nr. 2901 wurde ab 1973 als Personalwagen verwendet. Hier verlässt er gerade die Ausfahrt der Hauptwerkstätte an der Ständlerstraße; © Foto: Dieter Kubisch

Gütertransport und Schleppdienst im 2. Weltkrieg

Während des Krieges wurden Straßenbahnen immer stärker für den Gütertransport verwendet. Dazu verlegte man Anschlußgleise in Güterbahnhöfe und städtische Betriebe und beförderte Lebensmittel, Kohle und vieles mehr. Zweiachsige Werkstattwagen mit meist drei geschlossenen Arbeitsbeiwagen erledigten die Expressgutbeförderung vom nördlichen Innenhof des Hauptbahnhofs zu neu gebauten Güterbaracken in den Außenbezirken.

Neu war der Schleppzugdienst, um Treibstoff zu sparen. Dazu wurden Lastzüge von den Güterbahnhöfen so weit wie möglich von Triebwagen gezogen. Die Lkw wurden mit einer mehrere Meter langen Stande mit der Trambahn verbunden. Damit die Münchner Triebwagen wieder für den Liniendienst frei wurden, erwarben die Verkehrsbetriebe 1944 30 Mailänder und 22 Turiner Triebwagen. In das Typenschema der Arbeitstriebwagen wurden 1944 nur die zehn kleinen, erdbraun lackierten Wagen 71-80 aus Turin (Typ Y1) eingereiht. Dazu kam 1946 der Wagen 81 aus Kattowitz (Typ Y2). Er war zunächst oben hellgrün und unten dunkelgrün gestrichen, bekam aber später die weißblaue Münchner Lackierung.

Nach Kriegsende wurde der Güterverkehr per Trambahn bzw. der Schleppdienst nicht mehr fortgesetzt. Jedoch wurde die Straßenbahn in kleinem Umfang auch für die Schutträumung genutzt.

ArbeitstriebwagenW1.21W2.22L1.22 (ab 1924 W3.22)
Nummer4I, 5I, 21I, 22I, 23I (ab 1924 21II
-25II, ab 1926 41,42I, 43, 44, 45I)
6I (ab 1924 26II, ab 1926 46I)61I, 62I (ab 1924 27II, 28, ab 1926 47, 48)
FahrzeugartWerkstattwagenWerkstattwagenWerkstattwagen
Anzahl512
Baujahr1900, Umbau 1908/08 u. 151895/96, Umbau 19141895, Umbau 1922
Motoren/Leistung2×18 kW (25 PS)2×33 kW (45 PS)1×18 kW (25 PS)
Länge5,60 m7,46 m7,00 m
HerstellerRathgeber, MünchenSchuckertUnion E. G.
Elektrische AusstattungUnionAEG1Union
FahrgestellUnion E. G.Union E. G.Union E. G.
AusmusterungNr. 45I 1954, Nr. 44 19561932
Bemerkungenex Akkulok I-V; Kriegsverlust: 1943 Nr. 3, 1945 Nr. 41,42Iursprünglich ex Z-.31 (ab 1905 Z-.22), vermutl. Nr. 28; 1931  Umbau zum Schienenschleifwagen SS1.22 Nr. 33ex Z1.22-Tw 353, 354
ArbeitstriebwagenW4.28W5.2W6.29
Nummer49-5859, 6061II, 62II, 63
FahrzeugartWerkstattwagenWerkstattwagenWerkstattwagen
Anzahl1023
Baujahr1895, Umbau 1928/291899-1902, Umbau 1931, 341914, Umbau 1940
Motoren/Leistung2×33 kW (45 PS)2×33 kW (45 PS)2x?
Länge7,00 m9,00 mca. 8,5 m
HerstellerUnion E. G.Rathgeber, München?
Elektrische AusstattungAEG1)BW2, AEG1)AEG1)
FahrgestellUnion E. G.Bergische Stahlindustrie?
AusmusterungNr. 49, 51, 57 1954, Nr. 52 1955, Nr. 50 1959Nr. 59 1963, Nr. 60 19601954
Bemerkungenex z1.22-Bw 353II-362II1943 
Kriegsverlust Nr. 53-56, 58, drei Fahrgestelle und Rahmen n Arb.-Bw 2571-2573 verwendet
Umbau: Nr. 59 1931 ex A2.2-Tw 282, Nr. 60 1934 ex A2.2-Tw 198ex Z1.22-Tw 353, 354
ArbeitstriebwagenA1.1 (ab 1940 W7.1)W8.1W9.2W10.2
Nummer110 (ab 1940 64)6546II (ab 1954 66), 67, 7068, 69, 71II, 72II
FahrzeugartWerkstattwagenWerkstattwagenWerkstattwagenWerkstattwagen
Anzahl1134
Baujahr1898/99, Umbau ca. 19251898/99, umnumeriert 19531899-1902, umnum.1953/541899-1902, umnum. 1954
Motoren/Leistung2×33 kW (45 PS)2×33 kW (45 PS)2×33 kW (45 PS)2×33 kW (45 PS)
Länge9,00 m9,00 m9,00 m9,00 m
HerstellerRathgeber, MünchenRathgeber, MünchenRathgeber, MünchenRathgeber, München
Elektrische AusstattungAEG1) AEG1), Nr. 70 SSW3AEG1)SSW3), Nr. 72 AEG1)
FahrgestellBergische StahlindustrieBergische StahlindustrieBergische StahlindustrieBergische Stahlindustrie
Ausmusterung195619561956, Nr. 66 19631956, Nr. 71II 1957
Bemerkungen
Umbau 1934 aus A1.1-Tw 110I (ab 1925 Versuchswagen)
1953 ex A1.1-Tw 152IINr. 46II 1953 ex A4.2-Tw. 154, 1954 umgebaut zu Nr. 66 mit Fahrdrahtkontrollkanzel; Nr. 67 1953 ex A4.2-Tw. 204; Nr. 70 1954 ex A4.2-Tw. 232
ArbeitstriebwagenW11.1W12.8Y 1Y2
Nummer73II74II, 75II (ab 1970 2952)71I-75I, 76-8081
FahrzeugartWerkstattwagenWerkstattwagenWerkstattwagenWerkstattwagen
Anzahl12101
Baujahr1898/99, umnumeriert 19541925, Umbau 19631910, umnumeriert 19441906, umnumeriert 1946
Motoren/Leistung2×33 kW (45 PS)2×44 kW (60 PS)2×30 kW (41 PS)2×31 kW (42 PS)
Länge9,00 m10,60 m7,5 m8,96 m
HerstellerRathgeber, MünchenMAN4Ricostruzione Officina Tranvie, MinicipaleMAN4)
Elektrische AusstattungBW4) SSW3)SSW3)SSW3)
FahrgestellBergische StahlindustrieMAN4)Ricostruzione Officina Tranvie, MinicipaleMAN4)
Ausmusterung1968Nr. 74II 19701954
Bemerkungen
ex A3.1-Tw 324; 1968 teilweise zur Instandsetzung des Museumswagen 256 verwendet
ex E1.8-Tw 586, 587; Nr. 75II 1963 mit Eisenbahnkupplung und -puffer an einer Plattform, Nr. 2952 1973 an Museum Hannover verkauft (nicht mehr vorhanden)8.1944 Tw Nr. 101, 109, 115, 130, 131, 134, 135, 137, 147, 148 aus Turin, wovon  Nr. 71I-74I ex X8-Tw 2083-2086; Kriegsverlust: Nr. 71I, 76, 1945; Nr. 72I-75I, 77-80 1949 zurück nach Turin1943 ex Tw 720 aus Kattowitz, bis  1941  Nürnberg (vermutl. Nr. 220)
ArbeitstriebwagenG1.8P1.65M3.64
Nummer667-677, 679, 680, 682-685 (ab 1970 2961-2977)2901II2980-83
FahrzeugartBahnhofswagenBahnhofswagenBahnhofswagen
Anzahl1714
Baujahr1943-45 (1925/26), Umbau 19641959/60, umnumeriert 19731953-55, umnum. 1978 u. 83
Motoren/Leistung2×44 kW (60 PS)2×100 kW (136 PS)2×100 kW (136 PS)
Länge10,60 m26,35 m13,25 m
HerstellerRAW NeuaubingRathgeber, MünchenRathgeber, München
Elektrische Ausstattung SSW3)AEG1), BBC5 und SSW3)AEG1), BBC5) und SSW3)
FahrgestellLinke-Hofmann-Lauchhammerwerke (Breslau), MAN4) und SchöndorffRathgeber, MünchenRathgeber, München
Ausmusterung1973, Nr. 2975 19741976Nr. 2980 1981, Nr. 2981+82 1983, Nr. 2983 1987
Bemerkungenex G1.8-Tw; 667-677, 679, 680 seit 1964 vorne Licht- und Druckluftanschluss für Schneepflüge, Nr. 2973 seit 1974 mit Eisenbahn-kupplung und -puffer an einer Plattform, Nr. 2971 (677) verkauft 1973 an Museum Hannover (nicht mehr vorh.), Nr. 2977 (685) an Museum Schönberger Strand (verschrottet 2006), Nr. 2964 (670) und 2973 (680) Museum München; 1977 Nr. 2970 (676) an Museum Graz verkauft u. 2011 an FMTM e.V., 1977 Nr. 2969 (674) an Bavaria Filmstudiosex P1.65-Tw Nr. 101ex M3.64-Tw, 1978: 2305 (2980), 2326 (2981) und 2342 (2982), 1981: 2370 (2983)
ArbeitstriebwagenM4.65M5.65M4.65M5.65
Nummer2984, 29852987-89, 2991, 299229862990, 2993
FahrzeugartBahnhofswagenBahnhofswagenRangiertriebwagenRangiertriebwagen
Anzahl2512
Baujahr1956-59, umnumeriert 19831963-65, umnumeriert 1992, 1995 und 19991956-59, umnumeriert 19871963-65, umnumeriert 1998 und 2001
Motoren/LeistungNr. 2415 2×75 kW (102 PS); Nr. 2471 2×100 kW (136 PS)2×100 kW (136 PS)2×100 kW (136 PS)2×100 kW (136 PS)
Länge13,25 m13,25 m13,25 m13,25 m
HerstellerRathgeber, MünchenRathgeber, MünchenRathgeber, MünchenRathgeber, München
Elektrische AusstattungAEG1), BBC5) und SSW3)AEG1), BBC5) und SSW3)AEG1), BBC5) und SSW3)AEG1), BBC5) und SSW3)
FahrgestellRathgeber, MünchenRathgeber, MünchenRathgeber, MünchenRathgeber, München
Ausmusterung1991199919932005?
Bemerkungenex M4.65-Tw, 1983 2415 (2984) und 2471 (2985); Nr. 2985 1998 nach Bukarestex M5.65-Tw, 1992 2527 (2987), 1995 2611 (2988), 2617 (2989), 1999 2662 (2991), 2669 (2992) – beide 2001 abgestellt; Nr. 2988 1998 nach BukarestNr. 2992 2001 an Sammlung Blindheim, Nr. 2991 2005 nach Craiovaex M4.65-Tw, 1987 2423 (2986)ex M5.65-Tw; 1998 2657 (2990), 2005 nach Craiova2001 2658 (2993), 2005? an Sammlung Blindheim
  1. Allgemeine Elektricitätsgesellschaft, AEG-Telefunken, Berlin ↩︎
  2. Bergmann Elektrizitäts-Werke, Berlin ↩︎
  3. Siemens-Schuckert-Werke Berlin ↩︎
  4. Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG ↩︎
  5. Brown, Boveri u. Cie, Mannheim ↩︎