Um kriegsbedingte Ausfälle zu ersetzen kamen 1943/44 148 Trieb- und Beiwagen, sowie etliche Arbeitswagen und Fahrgestelle aus Dresden, Kattowitz, Köslin, Leipzig, Mailand, Oslo, Rom, Stettin und Turin nach München (Auswärtige Trieb- und Beiwagen). Die Meisten erwiesen sich jedoch für das Münchner Gleisnetz als untauglich. Länger im Betrieb eingesetzt wurden die Zweiachser aus Mailand und Rom. Die Fahrzeuge aus Mailand waren am längsten in München im Einsatz und wurden daher auch als einzige in das Typenschema eingereiht.
30 Triebwagen wurden von den Mailänder Verkehrsbetrieben gekauft. Sie gehörten zwei, vor allem bei der Anzahl und Anordnung der Fenster, nur geringfügig unterschiedlichen Unterbauarten an. Die hell- und dunkelgrün gestrichenen Wagen kamen nach ihrer Ankunft im August 1944 fast nur im Güterverkehr zum Einsatz, den die Strassenbahn wegen Treibstoffmangels zum Teil abwickeln musste. Die nach links zu betätigenden Fahrschalter (genau umgekehrt zu den Münchner Fahrzeugen) erwiesen sich – insbesondere bei Notbremsungen – als große Gefahr.
Die 20 im Krieg unversehrten Mailänder Triebwagen wurden erst 1946 nach einer Grundinstandsetzung im Personenverkehr eingesetzt. Gleichzeitig lackierte man sie weiß-blau. Da die fernbedienten Falttüren sehr störungsanfällig waren, ersetzte man sie durch die in München üblichen, handbedienten Schiebetüren. Fahrschalter und Bremsen bauten die Verkehrsbetriebe um. Durch die weiche Federung des Wagenkastens mit Blattfedern schaukelten die Fahrzeuge sehr stark. Die „Mailänder“ fuhren mit c-Beiwagen auf den Linien E 6 (Sendlinger Tor – Waldfriedhof) und 10 (Thalkirchen – Isartalbahnhof). Trotzdem sie gekauft worden waren, mussten sie auf Anordnung der Besatzungsmacht zurückgegeben werden. Da auch 1949 noch erheblicher Wagenmangel herrschte, erwarb man zwölf Triebwagen nochmals für je 16.000,- DM (Typ H1.32). Sie wurden nun auf Linie 37 (Nordbad – Ostbahnhof) eingesetzt, die man wegen der vielen noch lange zerstörten Stadtviertel auf ihrer Strecke „Ruinenschleicher“ nannte. Während der 1950er Jahre erhielten die „Mailänder“ Scherenstromabnehmer. Die letzten Vertreter wurden, zum Teil nach kurzer Verwendung als Arbeitswagen, 1959 ausgemustert.
Von den zwölf Münchner Wagen blieb keiner erhalten. Auch die 1949 zurückgegebenen Exemplare teilten dieses Schicksal, allerdings sind in Mailand heute noch 15 andere Fahrzeuge dieser Bauart vorhanden. Sie werden dort als Arbeitswagen (Personalwagen, Sandwagen und Schneepflüge) verwendet. Sie wurden 1947-1948 von der Firma Caproni auf den Fahrgestellen ausgebrannter Wagen der 600er-Serie (Nr. 601-730, Baujahre 1924-28) rekonstruiert und neu nummeriert (700II – 720II). Diese Zweiachser blieben, im Gegensatz zu den 20 Jahre älteren Originalen, gerade deshalb bis heute erhalten. In den 1970er Jahren bekamen sie anstelle der Stangenstromabnehmer die moderne Einholmausführung.
Da sie weitgehend dem Original entsprechen, könnte man eine Exemplar sehr gut im Straßenbahnmuseum in München ausstellen. Nr. 700II wurde 1984 als Wagen der Baureihe 600 rekonstruiert und ist mit der Nr. 609 in der Mailänder Museumsflotte erhalten.
Triebwagen H1.32 (bis 1945 X7, bis 1949 S1.33) | |
Nummer | 2053-2082 (ab 1949 101-112) |
Fahrzeugart | Zweiachsige Tw |
Anzahl | 30 |
Baujahr | 1925 |
Motoren/Leistung | 2×38 PS |
Länge | 9,28 m |
Hersteller | Breda, Carminati & Toselli, OEFT1, OM2 |
Elektrische Ausstattung | Brown, Boveri und Cie. AG, Mannheim |
Fahrgestell | ? |
Kapazität | 24 Sitzplätze, 34 Stehplätze |
Ausmusterung | 1957-1959 |
Bemerkungen | ex Mailand Nr. 603-724, seit August 1944 in München; nach 1949 12 Triebwagen (6 Wagen Kriegsverlust und 12 Wagen Rückgabe nach Mailand – davon 4 teilweise ausgeschlachtet) |