Schon am 06. Oktober 1877 eröffnete die Münchner Tramway Edouard Otlet zum Beginn der Wiesn ein provisorisches Gleis an der Bayerstraße. Die Pferdetram reichte damals erst bis zum Centralbahnhof (heute Hauptbahnhof). Die Gleise wurden am 15. Oktober wieder stillgelegt und am 15.11.1877 statt dessen die „Grüne Linie“ Schwabing – Centralbahnhof – Theresienhöhe eingeweiht. Ab 19.02.1900 fuhr die Trambahn zwischen Landsberger-/Barthstraße elektrisch.
Der Anlass für die eigentliche Wiesnlinie war aber gar nicht das Oktoberfest, sondern das 15. Deutsche Bundesschießen vom 08.-22.07.1906. Für diese Veranstaltung wurde die Verbindung Sendlinger Straße – Sendlinger Tor – Lindwurmstraße – Kobellstraße – Bavariaring (heute Esperantoplatz) gebaut und mit den Linien 15 (Stachus – Sendlinger-Tor-Platz – Bavariaring) und 16 (Rindermarkt – Sendlinger-Tor-Platz – Bavariaring) bedient. Beide Linien trugen erstmals Liniennummern und Richtungsschilder. Die Sonderlinie 16 fuhr dann im selben Jahr auch zur Wiesn. Ab 1907 übernahm die Linie 15 diese Aufgabe bis zum Ersten Weltkrieg (1914-18) und wurde vom Bavariaring bis zur Bavaria (Ausstellungspark) verlängert. In der Innenstadt fuhr sie ab Marienplatz. Am 28. Juli 1912 wird die Talschleife (Hochbrückenstraße – Ledererstraße – Maderbräustraße) in Betrieb genommen. Von hier starten ab jetzt die Wagen zur Theresienwiese.
Für das erste Nachkriegs-Oktoberfest im September 1921 wurden zahlreiche Sonderlinien eingeführt:
Linie A Ostbahnhof – Festwiese Linie B Talschleife – Festwiese Linien C und E Schwabing – Festwiese Linie D Sendlinger-Tor-Platz – Goetheplatz – Bavariaring
Das Gleis unterhalb der Bavaria wurde nicht mehr genutzt und 1924 beseitigt. Dieser Service wurde auch 1922 beibehalten und bis zum Zweiten Weltkrieg fortgesetzt. Die Wiesn-Schleife über Bavariaring – Paulsplatz – Hermann-Lingg- bzw. Schwanthalerstraße für die Oktoberfestlinien wurde am 18. September 1926 eröffnet. Während des Zweiten Weltkriegs gab es eine kriegsbedingte Festpause. Zur ersten Nachkriegswiesn ab 11.09.1948 wurde der allgemeine Spätbetrieb bis 1 Uhr eingeführt. Die Wiesn-Schleife Martin-Greif-Straße – Bavariaring – Paulsplatz – Hermann-Lingg- bzw. Schwanthalerstraße wurde neu eröffnet und folgende Sonderlinien wieder eingeführt: Linie A Ostbahnhof – Festwiese Linie B Talschleife – Festwiese Linie C Schwabing – Festwiese
Die bisherigen Linien A-C werden zur Wiesn 1957 durch die Linie W ersetzt. Vor allem auswärtige Besucher konnten damit mehr anfangen.
Linie W Ostbahnhof – Tal – Stachus – Festwiese
Von 1968 bis 1971 fuhr die
Linie W Sendlinger-Tor-Platz – Festwiese.
Zum Oktoberfest 1972 wurde ab 23.09.1972 die Linie W versuchsweise ab St.-Martinsplatz über Ostfriedhof, Fraunhoferstraße, Sendlinger-Tor-Platz zur Wiesn geführt. Hinzu kam die Linie E ab Max-II-Denkmal über den Lenbachplatz zur Wiesnschleife. Diese Linie E wird in den folgenden Jahren nur sporadisch und von verschiedenen Endstationen (z.B. Maxmonument, Harras, Sendlinger Tor) eingerichtet.
Die Verlängerung der Linie W bewährte sich jedoch nicht, so dass schon 1973 wieder zwischen Sendlinger-Tor-Platz und Festwiese gefahren wurde. Dieser Betrieb blieb dann bis 1983 unverändert. Am 09. Oktober 1983 fuhr der letzte Zug der Linie W.
Ab 1984 übernahm die U-Bahn-Linie 5 den Verkehr über den Bahnhof Theresienwiese. Da am 11.03.1984 auch der Trambahnverkehr auf der regulären Strecke Martin-Greif-Straße – Theresienwiese – Bayernhalle eingestellt wurde, ist die Hauptlast von der U 5 zu tragen. Diese Linie ist seitdem das hauptsächlich genutzte Verkehrsmittel zum Oktoberfest und stets völlig überfüllt. Viele Münchner meiden daher das Gedrängel in dieser Zeit oder weichen auf die U3/6 aus. Eine Wiesntram würde sich auch heute noch rentieren, aber dazu fehlt der politische Wille. Inzwischen sind die noch lange vorhandenen Gleise auch weitgehend verschwunden.